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„Alle waren so angespannt, als müssten sie um ihr Überleben kämpfen“

Gerichtsverhandlung der Klasse 9c zum Drama „Andorra“.

Im Rahmen des Deutschunterrichts bei Frau Dr. Spantzel beschäftigte sich die Klasse 9c in den letzten Wochen mit dem Drama „Andorra“ von Max Frisch.

Das Finale der Unterrichtsreihe war eine inszenierte Gerichtsverhandlung zur Klärung der Schuldfrage an zwei Morden. Bei den Toten handelte es sich um den vermeintlichen Juden Andri sowie seine leibliche Mutter, die Senora.

Die Verhandlung fand am 25.04.2018 in der Aula der Graf-Engelbert-Schule statt. Als Beobachter eingeladen waren die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b, die das Drama ebenfalls im Unterricht behandelt hatten.

Neben den Hauptangeklagten, einem Wirt des Dorfes Andorra (Emma Haist), sowie einem andorranischen Soldaten namens Peider (Jan-Luca Vollmer / Henry Merlin) gab es zahlreiche weitere Angeklagte, welche sich durch im Drama angedeutete Taten strafbar gemacht hatten. Auch wurden mehrere Zeugen vorgeladen, die hilfreich bei der Klärung der begangenen Straftaten waren, wie z.B. ein Dorfpater (Neele Ruhnke), der durch seine besondere Beziehung zu vielen Personen eine zentrale Rolle spielte.

Die ca. 50-minütige Verhandlung zur Klärung aller Schuldfragen wurde von der Richterin (Margarita Shiskova) und ihrer Schöffin (Shania Mohammadi) geleitet. Zu jedem Anklagepunkt riefen sie passende Zeugen auf, ihre Aussage zu tätigen. Im Folgenden mussten sich die Bürger zu den von den Staatsanwälten vorgetragenen Anklagen äußern. Dabei wurde häufig die Handlung im Drama weitergeführt, wie z.B. im Falle des andorranischen Gesellen (Nebi Kiracti).

Das Zusammenspiel aus Beweisstücken, welche von den sechs Experten vorgelegt wurden, und Taktiken, welche die Staatsanwälte (Johannes Wilde und Pascal Makossa) mit ihrem Schöffen (Philipp Hölscher) verfolgten, sorgte dafür, dass alle Angeklagten ein ihren Taten entsprechendes Strafmaß erhielten, von einer Geldstrafe, die beispielsweise der Jemand (Tobias Soboll) erhielt, bis zu einer 20-jährigen Haftstrafe, mit welcher Peider bestraft wurde.

Während der Verhandlung war den Beteiligten die Konzentration deutlich anzumerken. „Alle waren so angespannt, als müssten sie um ihr Überleben kämpfen“, erzählte ein andorranischer Doktor (Julien Hoffstiepel), der mit der Unterstützung seines Rechtsanwaltes (Robin Haarmann) und seines Experten (Louis Finke) eine deutliche Strafminderung erreichen konnte. Neben Schauspielkünsten, die die Schüler ganz in ihrer Rolle aufgehen ließen, sorgten auch selbst kreierte Beweisstücke dafür, dass jeder in seiner Rolle authentisch wirkte. Das Ergebnis war eine fesselnde Gerichtsverhandlung, in deren Verlauf es auch zu unvorhersehbaren Wendungen kam.

Am Ende der Verhandlung verkündete die Richterin mit ihrer Schöffin im Namen des andorranischen Volkes ihr abschließendes Urteil. In den wesentlichen Punkten folgten sie dabei dem Antrag der Staatsanwälte. Den Vorgaben des Strafgesetzbuches entsprechend variierte das Strafmaß von §323c – Unterlassene Hilfeleistung bis zu §88 – Hochverrat gegen das eigene Land.

Insgesamt wurde während der Verhandlung deutlich, wie tiefgründig sich die Klasse 9c mit dem Fall des vermeintlichen Juden Andri auseinandergesetzt hatte, so dass jedes noch so kleine Vergehen, zum Beispiel eine einfache Verleugnung, wie sie der Tischler (Lotta Rohde) begangen hatte, in der Verhandlung aufgegriffen werden konnte.

Bericht: Ricarda Soboll, Beyza Denizer und Pascal Makossa (Klasse 9c – GES)