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Wo geht’s lang? Wir wissen es jetzt! – Geodäsieprojekt der GES-Sommerakakdemie

Geodä… was?! Die Geodäsie ist die Wissenschaft von der Vermessung und Abbildung der Erdoberfläche. Heutzutage kann man Orte ohne großen Aufwand sehr leicht und schnell vermessen, doch früher war dies deutlich mühseliger und aufwendiger. Aber wie genau läuft die Vermessung ab und wie hat sie sich revolutioniert? Die Antworten auf diese Fragen gab es im Workshop Geodäsie der GES- Sommerakademie. 

Damals hat man in der Vermessung die Entfernung analog unter der Verwendung des uns bekannten 360°-Systems (sog. „Alt-Grad) gemessen. Um bei der Vermessung eine horizontale Strecke zu messen, bei der es Höhenunterschiede gab, wurden Türme gebaut und Seile gespannt. Da dieses Verfahren meist mehrere Wochen dauerte, bemühte man sich, diese Technik zu verbessern, um Zeit und Aufwand zu reduzieren.

Dazu wurde das Verfahren digitalisiert, was dazu führte, dass die Vermessung nur noch Minuten bis Stunden dauerte, je nach Komplexität des Auftrags. Denn das Verfahren wird nicht nur für die Vermessung von Städten benutzt, sondern auch im Bau oder in der Archäologie. Zur Vereinfachung der mathematischen Berechnung wurde das sog. Neu-Grad-System (Gon, 400°) eingeführt. Nach der Vermessung liegt dann ein digitaler Plan des Gebiets vor.

 

 

Tag 1:

In Kooperation mit Herrn Waschke, Herrn Zaun und Herrn Voß vom Arbeitsbereich Geodäsie der Hochschule Bochum konnten wir hautnah den Arbeitsalltag eines Geodäten erleben.

Unsere Vorbereitung für die Arbeit im Gelände

Als wir an der Hochschule ankamen, wurde uns bei zunächst noch gutem Wetter eine kurze Einführung in die Vermessung gegeben und der Tagesablauf erläutert. Ziel des Tages: einem Bauunternehmer zu helfen, der plant, einen Tunnel durch einen Berg zu bauen. Dafür werden die Koordinaten des Ein- und Ausgangs des Tunnel benötigt. Entsprechend müssen über mehrere Punkte (sog. Polygonzug) die Koordinaten des Ein- und Ausgangs des Tunnels mittels der Berechnung von Winkeln bestimmt werden.

Die Fachkräfte haben uns die verschiedenen Geräte vorgestellt, die heutzutage für die Vermessung sowohl von Studierenden, als auch von professionellen Vermessern bei ihrer Arbeit benutzt werden. Pünktlich mit dem ersten Regen sind wir dann auf das offene Gelände gezogen.

Erste Erkenntnis für uns: Ein Geodät arbeitet bei jedem Wetter – auch bei strömenden Regen (wie in unserem Fall).

Vermessung auf dem Gelände der Hochschule Bochum

Zunächst wurden wir in die Bedienung des Tachymeters eingeführt und es wurde uns erklärt, wie die Daten in ein Winkelfeldbuch eingetragen werden.

Es wurden für jede Gruppe ein Ausgangspunkt festgelegt, an dem das Tachymeter zuerst aufgestellt wurde. Von dort aus wurde ein Prisma, das als Reflektor für den Infrarotstrahl des Tachymeters dient, anvisiert und der Winkel mit der Entfernung berechnet. Danach wurde die Linse des Tachymeters sowohl auf der X-Achse als auch auf der Y-Achse um 200 Gon (180°) gedreht. Mit diesem „Rundumschlag“ haben wir die Messung erneut durchgeführt, um einen genaueren Wert zu erhalten. Nachdem wir die Daten notiert haben, wurden Prisma und Tachymeter ausgetauscht, damit wir die Daten für die nächsten Punkte bestimmen konnten. Als wir dies bis zum letzten Punkt ausgeführt haben, wurden die Koordinaten des Endpunktes berechnet. Dazu haben wir die Koordinaten der Punkte mit den jeweiligen Entfernungen in eine mit mathematischen Formeln gespickte Excel-Tabelle eingefügt und haben eine Lösung erhalten. Für die Überprüfung unserer Lösung wurde der „Berg“ weggeschoben und das Ziel anvisiert. Siehe da: bis auf einige Millimeter haben wir das Ziel getroffen.

Zweite Erkenntnis für uns: Ein Geodät arbeitet sehr, sehr genau.

siehe auch
https://www.hochschule-bochum.de/fbv/sonstiges/veranstaltungsrueckblicke/sommerakademie-2018-graf-engelbert-schule.html

 

Tag 2

Führung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund – Ausstellung zur Vermessungsgeschichte

Zuerst wurden wir von Herrn von Stillfried über die geschichtlichen Anfänge der Vermessung informiert. Es begann mit der Vermessung von Städten und Grundstücken zum Beispiel in Ägypten. Wir erhielten auch Einblick darüber, wie man vor einigen Jahrzenten Aufnahmen aus dem Flugzeug gemacht und analysiert hat.

Am Ende der Führung wurde uns gezeigt, wie früher ohne digitale Medien Karten „gespeichert“ werden konnten. Die Karten wurden per Hand mit einem Stichel spiegelverkehrt in eine Kalksteinplatte geritzt. Bei einer Erweiterung musste der entsprechende Teil geglättet werden und dann erneut eingeritzt werden. Dadurch sind die Unebenheiten noch heute mit dem bloßen Auge zu erkennen. Herr von Stillfried verwies dabei auf die Vorteile analoger Speichermedien, die für Dritte nicht abgreifbar sind und „für die Ewigkeit sind“.

Zum Abschluss unseres Ausfluges zeigte uns Herr Buik seine Kiste mit Funden von seiner Arbeit als Archäologe. Er erklärte uns den Alltag eines Vermessers und wie eine archäologische Ausgrabung abläuft.

Fazit

Nachdem wir uns am dritten Tag intensiv in Gruppenarbeit mit den Inhalten der vorangegangenen Tage beschäftigt haben, können wir sagen:

Wir haben sehr viel über die Geschichte der Geodäsie und die Arbeitsweisen von Geodäten erfahren und hatten – trotz durchweichter Schuhe und Hosen am ersten Tag – sehr viel Spaß. Es war sehr interessant selbst einmal eine Vermessung durchzuführen und der revolutionären Entwicklung der Geodäsie auf den Grund zu gehen.

 

Finn Hüsten, Laurin Notemann & Oskar Küch (unter Hilfestellung der gesamten Projektgruppe)