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Schüleraustausch mit dem Keizer-Karel-College in Amstelveen – 16 Schüler*innen des 9. Jahrgangs erleben eine ereignisreiche Woche und freuen sich auf den Gegenbesuch am 30.1.23

Endlich ging es los: Vom 19. bis zum 23. September reisten wir, eine Gruppe von 16 Schüler*innen der neunten Klassen, Frau Joswig und Frau Deis, in die Niederlande nach Amstelveen. Am Montag starteten wir um 7:30 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof. In Anbetracht meines ersten Schüleraustauschs war ich sehr aufgeregt und voller Vorfreude.

Nach drei Stunden Zugfahrt kamen wir endlich in Amsterdam an. Die Reise war relativ kurz und trotzdem kam sie meinen Freunden und mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Obwohl wir alle schon seit einigen Wochen Kontakt zu unseren Austauschpartner*innen hatten, waren wir total aufgeregt, sie endlich live zu treffen. Vom Amsterdamer Hauptbahnhof fuhren wir dann zusammen mit einem der niederländischen Lehrer mit der Metro zum Keizer-Karel-College, unserer Partnerschule, wo wir zum ersten Mal unsere Gastschüler*innen sahen. Von ihnen bekamen wir dann eine Führung durch die Schule.

Die Größe der Schule überraschte mich: Sie hat circa 1700 Schüler und ist bestens ausgestattet mit diverser Technologie. Zum Beispiel gibt es keine Tafeln mehr, sondern nur noch riesige Bildschirme. Alles in allem wirkte die Schule auf mich eher wie ein Krankenhaus, da alles so weiß und neu war.

Am meisten begeisterte mich die eigene Schulbibliothek. Auch die Herangehensweise ans Lernen fand ich toll, denn viele Schüler machen zum Beispiel ihre Hausaufgaben nicht zuhause

sondern in der Schule. Dafür stellt die Schule zig Tische zur Verfügung, an denen die Schüler bis 18 Uhr im Gebäude lernen oder dort ihre Freistunden verbringen können.

Nachmittags holten uns dann unsere Gasteltern ab und jeder Schüler verbrachte den Rest des Tages mit seiner Gastfamilie. Mit meiner Familie ging ich zum Bowlen und wir hatten einen tollen ersten Abend!

Am nächsten Morgen nahmen wir an zwei Schulstunden teil und versuchten uns so gut wie möglich am Unterricht zu beteiligen. Anders als bei uns, gibt es in Holland weder Doppelstunden noch Klassenzimmer, weshalb regelmäßig nach 45 Minuten ein großes Chaos im Schulgebäude ausbricht, wenn alle Schüler zum nächsten Kursraum eilen. Es gibt ganze Flügel nur mit Biologie- und Forschungsräumen. Viel mehr als bei uns wird im Unterricht experimentiert und die Schule besitzt unzählige Anschauungsstücke, wie zum Beispiel eingelegte Tierembryos oder Schädel.

Am Nachmittag fuhr unsere niederländisch-deutsche Gruppe zusammen nach Amsterdam, um das Anne-Frank-Haus zu besuchen und eine Grachten-Rundfahrt zu machen. Das Anne-Frank-Haus war für mich der außergewöhnlichste Ausflug der Austauschwoche. Die Geschichte der Franks verbindet Deutschland und die Niederlande und war als Thema im Rahmen des Austauschs meiner Meinung nach sehr wichtig! Selbst in dem Haus zu sein, in dem alles passiert ist, was Anne in ihrem Tagebuch erzählt, war eine besondere Erfahrung, die wir gemeinsam machen durften.

Am Mittwoch verbrachte unsere große Gruppe den Tag am Meer und zeichnete als gemeinsames Projekt Comicszenen aus dem Leben von Anne Frank. Meine Austauschpartnerin und ich wählten als Team die Szene, in der Annes Schwester Margot ihren Einberufungsbrief in ein Arbeitslager bekam und die Franks daraufhin entschieden, sich im Hinterhaus zu verstecken.

Am Abend machte ich mit meiner Austauschpartnerin einen gemütlichen Filmabend und ich probierte zum ersten Mal die traditionellen holländischen Lakritz-Drops.

Donnerstag war der letzte vollständige Austauschtag: Vormittags nahmen wir wieder an zwei Unterrichtsstunden teil. Vor allem Englisch gefiel mir, da wir uns gut einbringen konnten. Mir fiel auf, dass im Unterricht viel weniger Aufgaben bearbeitet werden, als bei uns, stattdessen aber viel mehr geredet wird. Außerdem bereiteten sich alle auf die internationalen Cambridge-Tests vor.

Auch das Schulsystem ist anders aufgebaut als in Deutschland: Die Grundschule geht bis zur siebten Klasse, erst dann folgt die weiterführende Schule ohne Aufteilung in ein Haupt- oder Gymnasialsystem. Deshalb gibt es am Keizer-Karel-College auch acht bis neun Klassen pro Jahrgang mit drei möglichen Schwerpunkte: Technik (Biologie und Technologie), Sprachen (Griechisch, Latein, Französisch, Deutsch und Englisch) und den Schwerpunkt „Gymnasium“, der mit unserem deutschen Lehrplan vergleichbar ist.

Am Nachmittag besichtigten wir gemeinsam die Johan-Cruyff-Arena, das Fußballstadion von Ajax Amsterdam, und gingen schließlich noch in Amsterdam shoppen. Am Abend lud mich meine Gastfamilie in ein multikulturelles Restaurant ein und wir hatten einen schönen letzten Abend!

Am Freitag hieß es dann leider schon Koffer packen. Vielleicht floss die ein oder andere Träne, doch der Abschied wurde durch die Aussicht erleichtert, dass wir uns alle im Januar in Bochum wiedersehen.

Die Woche in den Niederlanden war eine großartige Zeit für mich und uns alle und eine gute

Gelegenheit, unser Englisch zu verbessern und sicherer im Sprechen zu werden. Einblick in eine anfangs völlig fremde Familie zu bekommen war eine tolle Abwechslung nach den letzten Pandemiejahren. Anfänglich war es etwas komisch, bei Menschen zu leben, die man kaum kennt und die eine andere Sprache sprechen. Doch ich wurde von Anfang an herzlich willkommen geheißen und habe mich so sehr schnell eingelebt. Auch mit der niederländischen Sprache wurde ich nach der kurzen Zeit viel vertrauter. Am ersten Tag verstand ich fast gar nichts, doch im Laufe der Woche erkannte ich immer mehr, wie ähnlich sich Deutsch und Niederländisch sind und verbesserte mein Sprachgefühl stetig. Auch meine Austauschpartnerin, die im ersten Jahr Deutsch lernt, konnte ihre Sprachkenntnisse festigen, nachdem wir mehrfach versucht haben, miteinander Deutsch zu reden.

Alles in allem hatten wir beim Schüleraustausch gemeinsam viel Spaß und konnten viele Erfahrungen sammeln. Ich freue mich schon auf die Woche, in der unsere Austauschpartner*innen zu uns an die Graf-Engelbert-Schule kommen!

Marleen Waniek, 9d